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Klettern am Plombergstein – Mehrseillängen mit Blick auf den Wolfgangsee

Klettern von Mehrseillängen am Plombergstein ist eine feine Sache. Bei St. Gilgen im Salzkammergut erwartet dich ein kurzer Zustieg, eine gute Absicherung und eine wunderschöne Aussicht auf den Wolfgangsee. Eine verlockende Kombination, die zum Klettern der leichten Mehrseillängen einlädt.

Es ist kein Geheimnis, dass es am Plombergstein schöne Kletterrouten gibt. Ich bin dort einige Mehrseillängen geklettert und kann das nur bestätigen. Vielleicht helfen dir meine Erfahrungen und Eindrücke weiter. Einen Kletterführer oder ein Topo ersetzt mein Beitrag natürlich nicht.

Wir, Achim und ich, lieben es, uns über Kletter-Sehnsuchtsziele zu unterhalten – nahe und ferne. Ziele, die wir im Laufe des Jahres in einem Urlaub ansteuern wollen und solche, die in weiter, gerade unerreichbarer räumlicher oder auch zeitlicher Ferne liegen.

Vorgeplänkel …

Seit wir Mehrseillängen klettern, ist es nicht nur ein Unterhalten, Träumen und Planen, sondern auch ein Gerangel um Vorlieben und generelle Machbarkeit einzelner Routen.

Wir sind uns einig, dass wir einsame oder zumindest ruhige Felsen den mit Massenandrang vorziehen. Beschallung durch andere am Fels befindliche Seilschaften, die sich über jeden Griff und jeden Tritt austauschen, brauche ich beim Klettern nicht.

Eine sehr wichtige Voraussetzung für einen Tag voller Klettervergnügen sind eingebohrte Standplätze. Routen mit einer guten Absicherung sind wünschenswert, doch ist dies keine zwingende Voraussetzung. Dafür sollte im Gegenzug eine gute Absicherbarkeit gegeben sein. Und ich freue mich immer, wenn die Wegfindung auch ohne richtungsweisende blitzende Haken gewährleistet ist.

Abenteuer ist fein! Doch Sicherheit muss sein.

Achim mag es, wenn Routen ihn fordern. Das gilt sowohl für Mehrseillängen als auch beim Sportklettern. Allerdings ist es beim Mehrseillängenklettern irgendwie misslicher, wenn ich nicht hinterherkomme. Zwar steige ich alles nach, was Achim vorsteigt. Aber im Grenzbereich kann es eng werden. Und es bringt mir einfach mehr Spaß, alle Passagen frei zu klettern als durch Seilzug von oben unterstützt zu werden.

Dazu kommt, dass wir das Ziel haben, Mehrseillängen in Wechselführung zu klettern. Da passt es nicht, mich durch zu anspruchsvolle Routen zu überfordern.

Oesterreich-Plombergstein-Klettern-Mehrseillaengen-Maike-im-Nachstieg

Überforderung ist ein Stichwort, das für den Zustieg gleichermaßen gilt. Ich will nicht erschöpft am Einstieg der Route ankommen. Dafür nehme ich auch etwas Geselligkeit am Fels in Kauf. Achim ist das egal. Er kann stundenlang laufen und anschließend klettern als käme er gerade frisch vom Sofa. Ich habe erlebt, dass er sich beim Zustieg noch an einer Telefonkonferenz beteiligte und am Einstieg unfairerweise trotzdem ausgeruhter aussah als ich.

Es ist also nicht einfach, eine gemeinsame Tour zu finden, die uns beide kletter-glücklich macht. Jeder von uns hat  Vorlieben und versucht, den anderen davon zu überzeugen. Doch die Erfahrung zeigt, dass wir letztendlich immer etwas zum gemeinsamen Klettern finden. Das hat bisher immer geklappt. Und ich bin zuversichtlich, dass das so bleiben wird.

Was hat Mehrseillängen-Klettern am Plombergstein mit Weihnachten zu tun?

Weihnachten stand vor der Tür. Wie jedes Jahr kam das sehr überraschend. Achim überlegte erst ein paar Tage vorher, was er mir schenken könnte. Unser Bücherregal ist voll von Kletterführern, die ihn interessieren und die ich in den letzten Jahren in Geschenkpapier verpackt unterm Baum fand. Doch manchmal, da überrascht er mich.

In besagtem Jahr lag unter dem Weihnachtsbaum ein unförmiges Paket. Ich schaute es mir von außen an, ohne es anzufassen. Eine Rolle kam mir dabei in den Sinn. Eine Rolle, die ein Kleinkind im Kindergarten gebastelt hatte und stolz den Eltern präsentierte. Ich sah dieses Kind vor meinem inneren Auge. Es war sichtlich verwundert, weil die Eltern nicht sofort erkannten, was es ist.

Achim hingegen war seine Freude anzusehen, dass ich keinen Schimmer hatte, was mich erwartete. Von außen war nur Zeitungspapier zu sehen, seine bevorzugte Geschenkverpackung, schließlich reicht die Zeit für “echtes” Geschenkpapier so überraschend kurz vor dem Festtag nun wirklich nicht mehr, und damit kein Hinweis, auf den Inhalt.

Es kam die Zeit,  die Geschenke auszupacken und herauszufinden, was sich in dieser merkwürdigen Rolle befand. Voller Erwartung und Vorfreude riss ich im Kerzenschein des Weihnachtsbaums das Papier auf und herauskam …

… eine Rolle, hergestellt aus Blättern in Din-A-4-Größe.

Bedruckte Blätter.

Mit Routen bedruckte Blätter.

Mit Maike-geeigneten-Mehrseillängentouren bedruckte Blätter.

Über 20 Routen mit einem Zustieg von unter einer Stunde und einer überschaubaren Menge an zu überwindenden Höhenmetern hatte Achim recherchiert.

Touren in Deutschland, in der Schweiz und auch in Österreich, das konnte ich schnell erkennen. Ich blätterte freudig darin herum. Was er wohl alles gefunden hat? Sind sie wirklich Maike-gerecht? Dann fiel sie mir ins Auge – die Äskulap, 180 Klettermetern bis zum 5. Grad. Der Zustieg ist mit einer halben und die Kletterzeit mit zwei Stunden angegeben. Die Absicherung erwartet unter Umständen das Fädeln einer Sanduhr, ansonsten sollte sie ausreichend sein.

Ich fing an zu Lächeln und Achim wusste, er hatte einen Volltreffer gelandet.

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Nun liegt das Salzkammergut mit seinem grandiosen Angebot an Mehrseillängen am Plombergstein nicht um die Ecke von Hannover. Deswegen verbrachte die Idee, die Äskulap zu klettern eine ganze Weile in einem tiefen, verborgenen Winkel meines Kopfes. Ab und an erschien sie als Blitzchen am Rande meines Gesichtsfeldes.

Kletter-Urlaubsplanung

Bei folgenden Gesprächen zu Kletterurlaubszielen warf ich gelegentlich das Salzkammergut ein. Für einen Wochenendtrip liegt es definitiv außerhalb unserer Reichweite und die nächsten echten Urlaube waren bereits gedanklich vorgeplant.

Auf der Anreise unseres regelmäßig wiederkehrenden Südfrankreichtrips halten wir gerne unterwegs für ein paar Klettertage an. Der Wolfgangsee liegt jedoch abseits unserer üblichen Route.

In 2020 wurde es bekanntlich anders. Die Kletterurlaube wurden nicht nur mit Blick auf den Wetterbericht, sondern auch auf das Infektionsgeschehen vor Ort ergänzt durch die Beachtung der tagesaktuellen Reisebeschränkungen geplant.

Oesterreich-Plombergstein-Klettern-Wolfgangsee

Wir waren bereits einige Tage in der Pfalz sich das Wetter verschlechterte. Der Blick auf die Wetterkarte versprach uns ein Drei-Tages-Hoch am Wolfgangsee. Das war das Zeichen, auf das ich gewartet hatte. Es fand sich eine bezahlbare Ferienwohnung in Fußentfernung zum See und fast genauso schnell befanden wir uns im Auto mit Ziel Wolfgangsee. Der halbe Kofferraum war vollgeladen mit unseren Kletterführern, die auch nur eventuell in Frage kommen könnten.

„Ich glaube, das ist der Plombergstein“, ein Grinsen hielt Einzug auf meinem Gesicht, „morgen wird angegriffen.“

Freundliche Vermieter und keine zwei Minuten bis zum See erwarteten uns – wir hatten alles richtig gemacht. Nach einem erfrischenden Bad im Wolfgangsee machten wir uns auf den Weg, den Ort zu erkunden und unsere Ferienwohnung mit dem notwendigen Lebensmittel auszustatten.

Beim abendlichen Blättern durch den Kletterführer entdeckte ich, neben der Äskulap, weitere für uns machbare Routen. So soll die Flipperl sehr ähnlich, doch etwas anspruchsvoller sein und beide liegen direkt nebeneinander.

Mehrseillängen-Klettern am Plomperstein – es geht los

Oesterreich-Plombergstein-Klettern-Mehrseillaengen-Aeskulap

Der nächste Morgen kam und eine leichte Aufregung machte sich in mir breit. Heute sollte es losgehen. Klettern von Mehrseillängen am Plombergstein – was wird uns erwarten? Nach dem Frühstück fuhren wir los und ergatterten den letzten freien Parkplatz.

Kurze Zeit später wanderten wir an einem belagerten Sportklettergarten vorbei und nach einer guten halben Stunde befanden wir uns am Einstieg der Äskulap.

Und keine zwei Stunden später befanden wir uns wieder dort. Dort, wo wir den Rucksack gelassen hatten, denn der Abstieg führt wieder am Einstieg vorbei.

Zwischendurch erfreuten wir uns an grandiosen Kalk mit herrlichen Henkeln und tollen Löchern. Eine Plattenpassage war ebenfalls dabei. Alles gut gesichert und beim Zusammentreffen von zwei Routen half eine Ausschilderung bei der Wegfindung weiter. Schnell waren wir in den Kletterflow gekommen und kletterten fröhlich in Wechselführung den Berg hinauf.

Die Äskulap hat 7 Seillängen, die sich auf 180 Klettermeter verteilen.

  • 1. SL: 25 m – 5
  • 2. SL: 20 m – 3
  • 3. SL: 25 m – 3
  • 4. SL: 25 m – 3
  • 5. SL: 25 m – 5
  • 6. SL: 20 m – 2
  • 7. SL: 40 m – 4

Das ist es, was ich am Klettern liebe. Die vom Klettern ablenkenden Gedanken sind verschwunden und der Körper schaltet in Klettermodus. Augen, Hände und Füße sind darauf aus, die vor mir liegende Route zu erfassen, zu lesen und zu klettern.

Kletterflow – alles geschieht ganz automatisch. Selbst die Suche nach der Beta ist eine fließende Aktion. Leider vergesse ich in diesem Modus häufig, mich umzudrehen und die grandiose Szenerie zu genießen. Das Schöne an Mehrseillängen ist, das kann ich am Ausstieg, wo immer eine kurze Pause ansteht, nachholen.

Oesterreich-Plombergstein-Klettern-Ausblick-auf-See

Manchmal finden sich im 5. Schwierigkeitsgrad Überraschungen, doch in der Äskulap nicht. Die von mir identifizierte Schlüsselstelle auf der Platte offenbarte sich als gut gesichert. Ein wenig suchen und schon war ich darüber hinweg.

Ein kleines Highlight zwischendurch war das Wandbuch – natürlich mittlerweile um unseren Eintrag reicher.

Oesterreich-Plombergstein-Klettern-Mehrseillaengen-Achim-mit-Wandbuch

… und es geht weiter

Beim Abstieg kamen wir an hohen, stark überhängenden Sportkletterrouten vorbei, die selbst Hardmover ins Staunen versetzen – bestimmt 80 Meter hoch. Leider hatten wir kein Glück, wir gewannen keine Zuguck-Session.

Beseelt erfreuten wir uns an der Bergzeit mit belegten Semmeln und Wasser. Erstaunlicherweise mussten wir gar nicht lange darüber reden. Wir wollten in eine weitere Mehrseillänge einsteigen, so gut gefiel es uns hier und heute am Plombergstein.

Oesterreich-Plombergstein-Klettern-Mehrseillaengen-Flipperl

Gerade als es in die zweite Tour losgehen sollte, klingelte Achims Handy und nach einer kurzen Arbeitsunterbrechung ging es los.

Die Flipperl sollte es sein. Sicherlich nicht unerwartet, hatte sie mich doch bereits beim Durchblättern des Kletterführers angelächelt.

Die Flipperl hat 5 Seillängen, die sich auf 165 Klettermeter verteilen.

  • 1. SL: 45 m – 4
  • 2. SL: 35 m – 3
  • 3. SL rechts herum: 25 m – 7- (oder A0, meist 5)
  • 3. SL links herum: 25 m – 5+
  • 4. SL: 20 m – 3
  • 5. SL: 40 m – 4

Wir erfreuten uns wieder an gemütlichem Klettern mit sportklettermäßiger Absicherung. Eine Tour, die wir wunderbar in Wechselführung gehen konnten und trotzdem kann ich bestätigen, dass diese Route einen Tick schwerer ist als die Äskulap.

Auch hier stellte sich der Kletterflow mit allen seinen positiven Nebenwirkungen ein.

Oesterreich-Plombergstein-Klettern-Mehrseillaengen-Achim-fast-oben

Oben angekommen genossen wir die Ruhe und den Ausblick. Ein Blick auf die Uhr lies mich stutzen. Die Kletterzeit für die Flipperl ist mit ein bis zwei Stunden angegeben. Konnte es sein, dass wir deutlich darunter geblieben sind? Ein Blick auf die Telefonzeit von Achim am Einstieg bot uns den exakten Startzeitpunkt. Scheinbar sind wir ohne Pausen die Route ziemlich schnell geklettert, denn die Stunde war deutlich noch nicht herum.

Wieder kamen wir beim Abstieg an den imposanten Sportkletterwänden vorbei und leider hatte sich die Zahl der anzusehenden Kletterer nicht erhöht.

Mehrseillängen-Klettern am Plombergstein – Resümee

Wir erfreuten uns an der restlichen Verpflegung, die im Rucksack am Einstieg auf uns wartete. Dabei kamen wir mit anderen Kletterern ins Gespräch. Sie hatten wie wir bereits zwei Touren hinter sich. Andere als wir und auf Nachfrage bestätigten sie, dass sie ihre ebenfalls sehr genossen hätten.

Kurz blitzte der Gedanke auf, noch eine dritte Tour anzuhängen. Wir waren so schnell gewesen, der Tag noch jung. Doch wir unterlagen der Verlockung des Sees. Der Kombination aus erst Klettern und dann Baden konnte ich noch nie widerstehen.

Alles in allem: Wir kommen wieder.

Mehrseillängen-Klettern am Plombergstein ist Plaisirklettern. Ein Gebiet, wie es mir gefällt. Und das Drumherum passt auch – eine liebliche Landschaft und die Möglichkeit im See zu baden. Wanderungen für den Pausentag sind ebenfalls möglich. Und ich glaube, Achim kommt nicht nur wieder mit, um mir eine Freude zu machen.

Hardfacts für eilige Leser

Als wir an der Südwestwand des Plombergsteins waren, fanden sich dort acht gut gesicherte, auch anfängergeeignete Mehrseillängentouren in moderaten Schwierigkeiten (zwischen 4+ und 6+) zwischen 160 und 260 Klettermetern. Mittlerweile sollen noch neue dazu gekommen sein.

Die Flipperl hat eine 7- Stelle, die aber dank gefräster Schlitze A0 geklettert werden kann. Aspiranten der 7- dürfen sich hier selbstverständlich austoben.

Für Anspruchsvollere finden sich an der Westsüdwestseite des Plombergsteins weitere acht, ebenfalls gut gesicherte Mehrseillängen in den Schwierigkeiten 4 bis 7, die in der Länge stärker variieren. Hier finden sich so einladende Namen wie Renterweg und Haasipfeiler.

Kletterführer: Wir waren mit dem Best of Salzburger Land – Band 2 von Panico unterwegs.

Parkplatz: Frühes Kommen sichert einen der begehrten Parkplätze für das Klettern am Plombergstein.

Zustieg: Zwischen 20 und 45 Minuten.

Material: Da oben ausgestiegen wird, kann auch gut mit einem Einfachseil geklettert werden. Es lohnt sich, ordentlich Exen an den Gurt zu hängen, um sich wirklich an der guten Absicherung zu erfreuen.

Abstieg: Oben aussteigen und zurück zum Einstieg. Je nach Route gegebenenfalls kurze Abseilpassage oder Abklettern am Fixseil.

Highlights: Gute Wegmarkierungen zum Einstieg. Einstiege offensichtlich. Gute, auch anfängergeeignete Absicherung. Homogenes  und gleichzeitiges entspanntes Klettern. Tolle Aussicht.

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