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Klettern auf Teneriffa – Mein Favorit: Piedra bermeja (6a+)

Klettern auf Teneriffa ist großartig und die traumhafte Linie der Piedra bermeja in Fantasma ist für mich die schönste 6a+ der Insel. Vielleicht würde ich sogar soweit gehen, es ist die schönste 6a+, die ich je geklettert bin.

Es liegt sicherlich nicht nur daran, dass es die erste Route ist, die ich je projektiert habe. Und was für ein Projekt. Im ersten Teneriffa-Kletterurlaub 2014/2015 bin ich sie mit viel Anstrengung nachgestiegen – Achim hat mir, wie so oft, liebevoll das Seil eingehängt.

Piedra bermeja – eine klassische Teneriffa-Route

Die Piedra bermeja ist eine klassische Teneriffa-Route. Klassisch? Die ersten Meter sind ohne alles – einfach tänzeln, Menschen mit Balletterfahrung sind hier klar im Vorteil. Das Wasser hat über 100, 1.000, 10.000 oder was weiß ich denn wieviel Jahre die Einstiege wunderbar rund geformt. Und wir dürfen uns nun im Tänzeln üben.

Der erste Haken ist schnell erreicht und damit auch die Schlüsselstelle. Unzählige Kletterer haben sich mit der Passage abgemüht, aber wir sind alle bei der gleichen Lösung angekommen. Wackliges Aufstehen, sich dicht an der Wand halten, Augen zu und durch, die Hände sortieren und gut ausbalancieren, um nur einige Stichworte zu nennen.

Jetzt schnell auf den Absatz und erst einmal verschnaufen. Beim Weiterklettern gut überlegen, ob ihr wirklich wissen wollt, wer vor euch schon im Loch gewesen ist und schnell wieder herausklettern. Bis zum Umlenker sind es noch ein paar kräftige Züge.

20 m tänzeln, sich trauen, nicht ins Loch gucken, raus aus dem Loch und hoch zum Umlenker – eine wirklich vielfältige Herausforderung.

Zurück zu meinem Projekt. Es folgten weitere Kletterurlaube auf Teneriffa und weitere Angriffe, die Piedra bermeja zu bezwingen. Im 3. Kletterurlaub war ich soweit, die Route ab dem 3. Haken vorzusteigen. An die Schlüsselstelle habe ich mich nicht herangetraut. Im Nachstieg war die Passage jedes Mal kletterbar, aber im Vorstieg haben meine Hände und Füße ihren Dienst verweigert.

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Piedra bermeja – der Durchstieg

Im Februar 2020 war ich mit einer Freundin auf Teneriffa – für uns beide die erste eigenständige Kletterreise ohne unsere Lieblings-Seilpartner. Das Klettern auf Teneriffa war für sie ebenfalls Premiere und sie war direkt von der Piedra bermeja angetan.

Lange Rede kurzer Sinn, wir haben uns gegenseitig hochgejagt und im Kletterführer ist nun eine rotpunkt-Begehung vermerkt. Yippieh!

Vorlaute Kletterer mögen jetzt anmerken, am Fuße der Piedra bermeja ist seit neuestem 6a vermerkt – ja, das ist richtig. Der spanische Kletterführer sowie unsere alten Unterlagen aus dem Internet weisen die Route mit 6a+ aus.

Ich habe auf Teneriffa gelernt, die lokalen Kletterer werten alte Routen gerne ab. Das Phänomen lässt sich wie folgt beschreiben: Eine Route wird erstbegangen, es folgen ein paar Wiederholungen und die Bewertung steht fest. Über die Jahre kommen die gleichen Menschen immer wieder und klettern die Route. Beim 20. Mal fühlt sie sich für diese Kletterer viel leichter an, also muss sie leichter sein – die Abwertung ist die Folge …

… oder ihnen ist beim Beschriften die Farbe ausgegangen, wer weiß das schon so genau?

Fest steht für mich, unabhängig vom Grad, es ist eine traumhafte, anspruchsvolle und vielfältige Linie auf deren Wiederholung ich mich jetzt schon freue.

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