„Lass uns zum Klettern nach Teneriffa“, schlug Achim vor. Keine Ahnung, wo er die Idee her hatte. Ich konnte mich schnell mit ihr anfreunden: klettern, baden und Tapas mit Rotwein – was will Kletterer mehr? Für Ostern 2010 buchten wir Flüge. Zuvor ging es im Februar noch zum Skifahren in die Alpen und Teneriffa klang nach einer großartigen Perspektive, um die Draußenklettersaison zu starten.
Klettern auf Teneriffa - der erste Versuch
Aus Klettern wurde dann nichts, Achim hatte mir beim Skifahren einen filmreifen Salto vorgeführt – Schlüsselbeinbruch inklusive. Nach Teneriffa sind wir trotzdem geflogen, nun mit dem Ziel, den Winter zu verkürzen. Baden, Tapas und Rotwein wurden dann durch Wandern ergänzt. Und beim Wandern lassen sich ganz hervorragend Felsen anschauen. Und die sehen schwer aus.
Der örtliche Kletterladenbesitzer, Nick, ist ein Belgier, der neben spanisch fließend englisch, deutsch und vermutlich weitere fünf Sprachen spricht. In 2010 besuchten wir ihn in seinem schönen Laden in Granadilla – mittlerweile ist er nach Arico umgezogen. Nick erklärte uns, die lokalen Kletterer würden für sich Routen einbohren, d. h. mit dem Ziel 7a aufwärts. Alles darunter ist ein Unfall und eine Enttäuschung – für den Erschliesser. Wer diesen Grad nicht sicher beherrscht hätte eigentlich keinen Spaß auf Teneriffa. Auch ohne Schlüsselbeinbruch klang Wandern auf einmal sehr attraktiv. Nick erklärte uns weiter, er versuche, Teneriffa für ein breiteres Kletterpublikum auf einmal sehr attraktiv. Nick erklärte uns weiter, er versuche, Teneriffa für ein breiteres Kletterpublikum interessant zu machen und die Erschliesser zu bewegen, Routen in gemäßigteren Graden zu erschließen.
Als das Schlüsselbein wieder zusammengewachsen war kamen neue, kletterniveaupassendere Kletterziele auf die Agenda. Wir waren in der Provence, auf Kalymnos, in den Pyrenäen und noch an einigen anderen Orten. Achim wiederholte aber unregelmäßig, „Maike, lass uns nach Teneriffa – klettern!“ und ich habe regelmäßig mit dem Verweis auf die Routensituation abgewunken.
Klettern auf Teneriffa - der zweite Versuche
Es kam der Herbst 2014 und mit ihm ein Gefühl von Urlaubsreife. Erwartungsgemäß brachte Achim das Gespräch auf Teneriffa. Er hatte dies gut vorbereitet und wusste, es gibt über Silvester noch bezahlbare Flüge. Sonne, Baden und gutes Essen klangen für mich verlockend und schnell buchten wir. Zur Reisevorbereitung gehört das Kaufen von Kletterführerliteratur – „Teneriffe – Escalada deportiva“ und „Tanz auf dem Vulkan“. Schnell stellten wir durch Literaturstudium fest, leichte Routen sind immer noch nicht zahlreich zu finden. Und die vorhandenen sind in der Regel ohne Absicherung. Dann kommen eben die Keile ins Gepäck und wir werden schon unseren Spaß haben.
Spontan entschieden sich Freunde, die noch nicht lange kletterten und mit wenig Felserfahrung, sie kommen mit und erfreuen sich auf die Felseinführung durch uns. Puh, es ist fein mit Freunden zu fahren, die Felsauswahl wird allerdings herausfordernder. Am 2. Weihnachtstag sollte es losgehen. Welch Glück, drei Tage vorher kam die neue „Klettern“ heraus – mit einem Spezial Teneriffa. Hans Weninger stellte einige Gebiete vor. Und das Beste daran, auch mit ausreichend Routen unterhalb 6b.
Wo auf Teneriffa klettern?
Achim hatte ebenfalls noch ein paar Verweise auf Gebiete im Internet gefunden, die nicht in den aktuellen Führern enthalten waren.
Nachdem wir die beiden Kletterführer hatten, haben wir festgestellt, dass sie sich inhaltlich nicht wesentlich unterschieden. Was sich schnell erklärte, da die deutschen Autoren ausführen, dass sie den spanischen als Grundlage genommen und übersetzt haben – das ganze gewürzt mit etwas „Marco Polo-Wissen“. Den deutschen haben wir zu Hause gelassen und mittlerweile verkauft. Ich habe mich gefragt, wozu braucht es eine deutsche Übersetzung, wenn es einen spanischen Kletterführer mit englischer Übersetzung von den lokalen Kletterern gibt, die ich in ihrer Arbeit unterstützen will. Ich glaube, ich würde komisch gucken, wenn unsere holländischen und dänischen Nachbarn, die uns unser schönen Felsen wegen gerne in Niedersachsen besuchen, mit von ihren Landsleuten übersetzten holländischen bzw. dänischen Kletterführern am Fels stünden.
Auf Teneriffa angekommen, lohnt es sich dem Kletterladen, roxtar teneriffe in Arico, einen Besuch abzustatten. Einerseits verkaufen Nick und seine Kollegen feinstes Chalk in Lebensmittelqualität, andererseits spendet er den lokalen Routeneinrichtern zwei Haken pro verkauftes T-Shirt. Und das wichtigste, es kann sowohl der neueste Kletterführer gekauft werden als auch gegen Spende ein Flyer mit noch nicht veröffentlichten Infos über Felsen und ihre Kletterrouten. Auf freundliche Ansprache hin hilft er einem gerne und so haben wir den einen oder anderen hervorragenden Tipp bekommen. Zwischenzeitlich haben wir erlebt, dass der neue Führer vergriffen ist und Nick ihn als Leihführer anbietet.
Der Sektor Tamadaya
Mein Favorit zum Klettern ist Tamadaya, das bis max. 6b-freundlichste Gebiet auf Teneriffa. Ende Dezember, Anfang Januar wehte regelmäßig ein ordentlicher Wind durch die Schlucht – warme Klamotten sind dringend empfohlen. Interessanterweise trafen wir dort vor allem andere Deutsche sowie Holländer, genau diejenigen, die das Spezial in der „Klettern“ gelesen hatten, im Kletterführer fehlt dieses Juwel. Den ersten Klettertag mit unseren Freunden verbrachten wir dort. Trotz Zeichnung und Beschreibung aus der „Klettern“ verbrachten wir zu Beginn viel Zeit mit der Routenfindung, aber dann war sie gefunden: die gut gesicherte 4b. Achim hängt Exen und das Seil ein. Ich traue mich mit voreingehängter erster Exe ebenfalls vorzusteigen. Die Route war auch für unsere draußenerfahrungssammelnden Freunde ein prima Einstieg in die Kletterwelt auf Teneriffa. Bei diesem und weiteren Besuchen haben wir uns das Gebiet nach und nach vollständig erklettert.
Egal wo wir auf Teneriffa klettern waren, am Abend ging es im Süden an die Küste und ins Wasser. Es gibt nichts besseres, als verschwitzt mit einer Mischung aus Chalk und vom Seil geschwärzten Fingern ins angenehm warme Meer zu springen und mit den Wellen zu spielen. Wobei, im Anschluss Tapas und Rotwein sind ebenfalls nicht zu verachten.
Dieser Urlaub mit unseren Freunden hat mich in Bezug auf Teneriffa überzeugt. Alle Gebiete haben Vorstiegsrouten für mich im Angebot und so musste mich Achim beim nächsten Mal nicht lange bitten. In den folgenden Jahren kamen noch einige Klettermeter auf Teneriffa dazu.