Geruhsames Klettern im Ötztal – Engelswand (Tumpen) bis 6a+
Nach einem kurzen Zustieg locken gut gesicherte Routen mit Schwierigkeitsgraden von 3b bis 8a+. Kletterer bis 6a+ finden eine große Auswahl und können sich beim Klettern an der Engelswand in Tumpen austoben.
Die Engelswand in Tumpen ist bereits von der Straße, die sich durch das Ötztal schlängelt, gut zu sehen. Da weiß man bereits bei der Anreise, was am Fels los ist.
Von der Hauptstraße ist der Parkplatz ausgeschildert. Es ist ein Bezahlparkplatz und kostet 3 Euro, die passend in den Automaten zu werfen sind. Gültig ist der Parkschein für einen ganzen Tag und er schließt auch das Parken in Längenfeld/Oberried mit ein. Wer also die Kletterlocation wechseln möchte, für den ist das sicherlich ein interessantes Angebot.
Doch Teilen geht hier auch anders: Die Wiese am Felsfuß haben wir Kletterer nicht für uns allein, sondern wir teilen sie uns mit den weidenden Kühen. Ich hatte gehört, es gäbe in Oberried Kletterschuhfressende Kühe, dementsprechend gespannt war ich, was uns beim Klettern an der Engelswand erwarten würde.
Und ich wurde nicht enttäuscht, denn uns wurde ein lustiges Schauspiel geboten. Es gibt Kletterer und Klettergruppen, die ihre Rucksäcke und sonstige Mitbringsel geöffnet und vor allem mit weit verstreutem Inhalt herumliegen lassen. Ich habe dieses Konzept noch nie verstanden, aber an der Engelswand hatte es einen Effekt, den ich bisher noch nicht beobachten durfte:
Einige Kühe sind besonders vorwitzig und laufen zu diesen Haufen, manchmal auch darüber hinweg, und beschnuppern alles ganz genau. Dabei wühlen sie mit ihrem Maul in den Sachen und verteilen sie noch mehr als sie es schon sind.
Doch was mich am meisten fasziniert hat ist ihre Vorliebe für Socken. An dem Tag, an dem wir dort waren, wurden vor allem die Socken von Vegetarieren gefressen. Was irgendwie unfair erscheint. Doch auch die ersten gefressenen Socken hat andere Kletterer nicht dazu bewogen, sich um ihre persönliche Dinge zu kümmern.
Immerhin waren damit unsere, gut verstauten und zusammengestellten Rucksäcke für die Kühe uninteressant.
Da ich mir nicht vorstellen kann, dass Socken sehr bekömmlich für die Kühe sind: Liebe Kletterer haltet euren Kram zusammen und passt auf, dass die Kühe nur das fressen, was für sie geeignet ist!
Klettern an der Engelswand – Rahmenbedingungen
Der ebenerdige Zufahrtsweg macht die Engelswand auch mit Kinderwagen erreichbar. Die vorhandene Toilette macht auch längere Klettersessions gut aushaltbar.
Für die lieben Kleinen und auch zur Sicherung der persönlichen Dinge gibt es einen umzäunten Bereich mit Picknicktischen. Das ist gerade im Hinblick auf die Kühe mit ihrem zweifelhaften Geschmack sehr hilfreich.
Doch nun zu den wirklich wichtigen Dingen: Die Orientierung am Fels sowie die Absicherung sind Climbers-Paradise-like.
An jedem Einstieg wartet ein Schild mit dem Routennamen samt Schwierigkeitsgrad. Daneben findet sich teilweise am Fels eine weitere, sichtlich ältere Bewertung. Diese ist in der Regel schwerer, doch meine Einschätzung ist, dass die auf dem Schild passt. Das wichtigste ist eh, dass es innerhalb des Gebiets, also der Engelswand, stimmig ist.
Viele Haken zieren die Routen und mobile Sicherungsmittel müssen nicht an den Fels geschleppt werden. Allerdings macht es nicht immer den Eindruck als seien die Haken aus einem Klettererblickwinkel gesetzt, sondern eher als wenn ein gewisser Hakenabstand gegeben sein soll.
Insgesamt sind auf jeden Fall auch für hallenverwöhnte Kletterer genug Sicherungen in der Wand. Umbauen muss auch keiner, denn im Umlenker wartet ein Schnappkarabiner.
Jedes Gebiet hat seine Eigenheiten. Die Engelswand in Tumpen zeichnet sich durch Schlüsselstellen aus, die oft kurz nach dem Einstieg auftreten. Einerseits schön, denn man fällt im Zweifelsfall nicht weit. Doch ist es etwas frustrierend, wenn der Einstieg bereits Probleme macht. Nach meiner Erfahrung wird es nach oben heraus einfacher.
Also, wenn der Schwierigkeitsgrad machbar sein sollte, dann nicht vom Einstieg frustrieren lassen sondern durchbeißen.
Klettern an der Engelswand – drei Sektoren
Formal sind es drei Sektoren an der Engelswand. Doch fühlt es sich nicht so an, denn es ist eine Wand und die Abgrenzung erscheint wilkürlich.
Vom Parkplatz aus kommt man am rechten Ende an. Dicht an dicht finden sich hier vor allem gut gesicherte leichtere Routen. Dementsprechend voll ist es in diesem Bereich.
In der Mitte der Wand und im linken Teil sind auch schwerere Routen zu finden. Damit können Seilschaften und Klettergruppen mit unterschiedlichen Anspruchsniveau ebenfalls beim Klettern an der Engelswand Spaß haben.
Eine Route im linken Teil gefiel mir besonders gut:
Der Wolf und die 7 Zwerge – 5c
Ein langer Riss, bei dem es sich lohnt, die Risshandschuhe aus dem Rucksack zu holen. Alles andere, was wir geklettert sind, war klassische Wandkletterei und damit stach diese Kletterei an der Engelswand heraus.
… und nach dem Klettern?
Ein Bad im See gefällig? Von Oetz aus, als Parkplatz bietet sich der an der Gondelstation an, kann man in rund 30 Minuten durch den Wald zum Piburger See wandern. Das ist ein Badesee, der wider Erwarten trotz seiner Gebirgsseelage angenehm warm ist. Das Hineingehen kostete uns keine Überwindung.
Klettern an der Engelswand – mein Fazit
Für mich als ambitionierte Genussklettererin ist an der Engelswand in Tumpen viel Auswahl. Doch auch für schwerer kletternde Mitreisende, ist dort genug Schönes zu finden.
Gerade die Der Wolf und die 7 Zwerge hat das Potential auf meine persönliche Top-10-Liste der schönsten Routen zu kommen.
Darüber sind der komfortable Zustieg sowie die große Routenauswahl ein echtes Plus.
Ein Wiederkommen ist wahrscheinlich!
Hardfacts für eilige Leser
Kletterführer: Alle Informationen finden sich auf der website von Climbers Paradise. Leider ist die nicht sehr anwenderfreundlich, aber mit ein bißchen Suchen und Herumspielen kommt man zurecht. Mittlerweile gibt es zusätzlich eine gedruckte Version, die einen ganz guten Eindruck macht. Allerdings ist das Auffinden Glückssache. Wir fragten bei verschiedenen Tourismus-Informationen und dort wusste man nichts davon. Aber man kann den Kletterführer beispielsweise im Sportladen in Oetz kaufen.
Zustieg: Vom ausgeschilderten Parkplatz in Tumpen in wenigen Minuten bis zur Wand.
Routenauswahl: Es sind sowohl leichte (3er), mittelschwere als auch schwere (bis 8a) Routen, zu finden. Einige Mehrsseillängentouren sind auch vorhanden.
Material: Absicherung ist gut. Es lohnt sich, viele Exen an den Fels zu schleppen. Wandhöhe bis 40 Meter angegeben, also ruhig ein langes Seil einpacken und beim Klettern auf die indiviudelle Länge achten.