Deutschland-Klettern-Roemerstein-Kessel-Hauptwand
|

Klettern am Römerstein – feiner, kompakter Fels

Das Klettern am Römerstein in der Nähe von Bad Sachsa im Südharz ist eine feine Sache. Kompakter Fels, Routen in allen Himmelsrichtungen und ein kurzer Zustieg machen ihn zu einem attraktiven Kletterziel. Er lockt laut IG Klettern mit 50 bis zu 20 Meter hohen Routen im Schwierigkeitsgrad zwischen 3 und 9-, die sich auf sechs Felsen verteilen.

Das Corona-Jahr 2020 hat uns die heimischen Felsen und Klippen ganz neu kennenlernen lassen. Vor allem sind wir auch in jene Gebiete gefahren, die wir in den letzten Jahren aus irgendwelchen, nicht mehr wirklich nachvollziehbaren Gründen links liegen gelassen hatten. Da sind so wenig Haken (Dögerode) oder die Fahrt ist zu weit (Andreasstein) sind nur zwei Beispiele dafür. Beide haben uns übrigens viel Kletterspaß bereitet.

Die Rahmenbedingungen haben sich auch im Frühjahr 2021 nicht verändert und irgendwie sind wir in eine „irgendwo geht immer etwas“ Kletterroutine hineingerutscht. Ich bin dem Charme des Winterkletterns erlegen und wir schauen Woche für Woche nach einem geeigneten Kletterziel.

Da kamen zwei Informationen gerade recht:

  • Der neue Hoch im Norden-Kletterführer mit vielen neuen Routen wird bald veröffentlicht und
  • der Römerstein wird nach 16 Jahren Dornröschenschlaf wieder zum Klettern freigegeben.

Den sozialen Medien war bereits seit Wochen zu entnehmen, dass der neue Hoch im Norden im Druck sei. Irgendwie wollten die Autoren uns diese Information in den Kopf hämmern und sie waren, zumindest bei mir, erfolgreich. Als er dann endlich da war, bin ich ohne Umwege zum Dealer meines Vertrauens gegangen. Übrigens enthält er nicht nur schöne neue Routen, sondern auch viele tolle neue Bilder.

Gerade neu und trotzdem irgendwie schon veraltet, denn vielerorts ist in den heimischen Klippen nicht nur der schützenswerte Falke sondern auch Bohrlärm zu hören. Weiterhin finden sich diverse Haken in altbekannten Gebieten, die im aktuellen Kletterführer nicht zu sehen sind: Neutouren, die teilweise noch sehnsüchtig auf ihre Eroberung warten, was uns ein Bändchen im ersten Haken als Zeichen des Projektstatus verrät.

Deutschland-Klettern-am-Roemerstein-Andreas-im-Kessel

Nachdem wir im letzten Jahr mit dem Kletterführer vom Okertal (Harz Rocks 1) anhand der Bilder endlich ganz genau wussten, in welche Routen wir einstiegen, freuen wir uns auf den Harz Rocks 2, der den Römerstein und wohl alles im Harz außer dem Okertal enthalten wird. Er ist für den Frühsommer angekündigt. Ich bin gespannt, wann dieser in diesem Jahr sein wird.

Doch sollen wir wirklich so lange warten, bis wir uns zum Klettern an den Römerstein trauen?

Update Früjahr 2022

Der Harz Rocks 2 – Kletterführer Harz und Vorland von Axel Hake ist mittlwerweile bei Geoquest erschienen und ziert natürlich auch den für Kletterführer reservierten Teil unseres Bücherregals.

Alle weiteren Ausführungen sind nur noch anektdotische Evidenz, die beschreibt, wie es für uns ohne Kletterführer am Römerstein gewesen ist. Und es ist natürlich eine richtig gute Klettergeschichte ….


In der Vergangenheit haben wir unsere Erfahrung mit Klettern ohne Topo oder anderen weitergehenden Informationen zu Routen und Felsen gemacht. Im Ith an den Bisperoder Klippen (als wir nach Hannover zogen war der aktuelle Führer vergriffen), in den Pyrenäen in Superpène und diversen anderen Felsen (mittlerweile gibt es einen Führer) oder auch in Kanada in der Nähe von Collingwood (keinen Schimmer, ob es mittlerweile einen Führer gibt, da werde ich sicherlich so bald nicht wieder sein) sind wir führungslos aber trotzdem schön geklettert.

Die erste Herausforderung war immer, die Felsen zu finden. Doch waren wir endlich am Felsen, mitunter hat dies mehrere Versuche verteilt auf mehrere Urlaube gedauert, fand sich immer etwas zum Klettern.

Routeninformationen zum Klettern am Römerstein

Und vielleicht gibt es doch Routeninformationen, die uns zumindest Anhaltspunkte zur Kletterbarkeit liefern. Achim, machte sich sogleich auf die Suche in den unendlichen Weiten des www.

Das auf der Seite der IG Klettern veröffentlichte Amtsblatt gibt einen ersten Überblick, welche Felsen es gibt und wo das Klettern grundsätzlich erlaubt ist. Liebevoll sind Routen eingezeichnet, doch leider fehlen die Schwierigkeitsangaben und es ist ungewiss, ob dies der aktuelle Stand ist oder der von vor 20 Jahren.

TheCrag.com liefert eine alphabetische Routenliste nach Felsen geordnet. Wir erkennen, dass in unseren Schwierigkeitsgraden durchaus Auswahl besteht, einige Routennamen weisen aber darauf hin, dass sie vermutlich in heute gesperrten Zonen liegen. Beispielsweise am Hauptfels alles was „Riss“ im Namen hat. Ob die Liste uns darüber hinaus weiterhelfen kann, werden wir erst vor Ort sehen.

Vor einigen Jahren, vor der Veröffentlichung des Harz Rocks 1, hatte Achim im Netz ein pdf zum Klettern in West- und Südharz erstanden und wie durch Zauberei, der Römerstein ist auch darin enthalten. Es finden sich einige Fotos, ein paar eingezeichnete Routen sowie eine Übersicht, wo sich welcher Fels findet. Besser als nichts – wir sind gerüstet für einen Tag Klettern am Römerstein.

Und, Achim lächelte, „wir könnten noch unsere Allzweckwaffe mitnehmen.“

„Allzweckwaffe?“, verwundert überlegte ich, was er meinen könnte, „den Clipstick meinst du nicht oder?“

„Clipstick“, Achims Grinsen wurde breiter, „wir haben etwas viel besseres. Wir fragen einfach Andreas, ob er mitkommt.“

Andreas ist ein angstfreier Vorsteiger, der weder weite Hakenabstände, fehlende Haken noch schwere Routen scheut. Außerdem ist er ein starker Kletterer, vor allem, viel stärker als wir.

„Stimmt“, ich spiegelte Achims Grinsen, „letztes Jahr in der Pfalz hat das auch gut geklappt. Andreas hat uns liebevoll Routen ermöglicht, an die wir uns nicht ohne weiteres getraut hätten. Und gemeinsam Spaß beim Klettern hatten wir trotzdem. Rufe ihn doch mal an.“

Es war ein wenig wie Eulen nach Athen tragen, denn glücklicherweise hatte er bereits mit einem Kletter-Besuch des Römersteins geliebäugelt und so verabredeten wir uns für das nächste Wochenende.

Das zweite Thema, den Fels überhaupt zu finden, sollte dank der Zustiegsbeschreibung der IG Klettern machbar sein.

Klettern am Römerstein – es geht los

Bereits auf der Bundesstraße lacht der Römerstein uns kurz vor Nüxei entgegen und lockt mit seiner lieblichen Struktur.

Nach ein paar rechts-/links-Schwenks fahren wir zuerst an der Einfahrt des Feldweges im Weiler Nüxei vorbei. Irgendwie hatten wir bei der Ortsumgehung, die jeder Großstadt gerecht wird, etwas Größeres als Abzweiger erwartet.

Wir waren die ersten und freuten uns auf freie Felsauswahl. Das zweite Auto mit Andreas darin fuhr auch zuerst am Abzweiger vorbei, doch dank mobiler Kommunikation fanden wir uns schnell.

Die Felsauswahl war zu Beginn sehr einfach, wir nahmen einfach den, an dem wir zuerst vorbeikamen sahen.

Mit Hilfe des Amtsblattes und dem Südharz-pdf identifizierten wir ihn als den Südostfelsen. Laut Routenliste von TheCrag sollten sich hier Wege in den Schwierigkeiten von 3 bis 5+ finden.

Deutschland-Klettern-am-Roemerstein-Maike-Brixendorf-am-Suedostfelsen

Wir sahen ein paar ausreichend vertrauensvoll aussehende Bohrhaken und meinten, diese mit dem Foto aus dem pdf in Übereinstimmung bringen zu können.

Im Groben passten die dort angegebenen Schwierigkeiten in die Range der Routenliste. Auch schienen die Routen durch ihre Neigung und Felsstruktur zum Aufwärmen geeignet.

Die Routen, zumindest die eine an der Nordostecke, kann gut noch etwas Reinigungsarbeit vertragen, aber der Fels ist fest und griffig.

In der Zwischenzeit wanderten noch einige wenige Seilschaften an uns vorbei zu anderen Felsen, aber es war klar, voll würde es nicht werden. Irgendwann zogen auch wir gegen den Uhrzeigersinn weiter und landeten in einem wunderschönen Amphitheater, vermutlich den sogenannten Kessel am Hauptfelsen. TheCrag weist 31 Routen bis maximal 8- aus und dank des Amtsblattes wussten wir, dass der rechte Teil gesperrt ist.

Klettern am Römerstein – der Kessel

Wir schauten uns mit der Sicherheit, dass zumindest Andreas hier alles klettern können sollte, den linken Teil genauer an.

Nach einiger Diskussion, welche Route von unten wie schwierig aussieht, kletterten wir hier einige Routen.

Hier bestätigte der Römerstein seinen guten ersten Eindruck von festem, griffigem Felsen.

Wir hatten es gar nicht bemerkt, da wir am ersten Felsen windgeschützt kletterten, dass doch ein ordentliches Lüftchen um die Felsen zog. Direkt im Wind war es doch schnell recht kalt. Meine Finger mochten das nicht. Ich sah zwar, dass sie sich an einem Griff befanden, doch war nicht zu spüren, ob ich genug Druck ausübte.

Deutschland-Klettern-am-Roemerstein-Andreas-greift-an

Den ganzen Winter sind wir konsequent draußen geklettert und eines habe ich gelernt: Die Temperaturen sind nicht kletter-entscheidend, viel wichtiger ist, das kein Wind weht.

Um die Ecke Richtung Westen versuchte sich eine andere Seilschaft, die uns zwei Routen empfahl. Ihrer Meinung nach eine 5, sehr gerade hoch an tollem Fels und eine 6+/7-, die ordentlich lang war. Es war ein Genuss, die beiden Empfehlungen zu klettern.

Der Abschluss

Irgendwie komme ich mir vor wie eine Platte mit einem Sprung, denn auch hier erfreute uns der Römerstein mit Kletterei in kompaktem, löchrigem Fels. Glücklicherweise auch etwas windgeschützter.

Doch danach war mir wirklich zu kalt, die Kaffee- und Teereserven samt Gebäck verputzen wir an einer windgeschützten Stelle und zurück ging es zum Parkplatz, auf dem mittlerweile sechs Autos standen.

Wir sind uns einig, es ist ein schöner Fels, der spätestens mit Erscheinen eines Kletterführers seine volle Anziehungskraft entfalten wird. Auch wir waren sicherlich nicht das letzte Mal dort.

Deutschland-Klettern-am-Roemerstein-Achim-Brixendorf

Am Abend machte zeigte eine Nachricht von Andreas, dass, um die Nerven der Nüxei-Einwohner zu schonen, ab sofort ein alternativer Zustieg gewählt werden solle (Meldung der IG-Klettern Niedersachsen). Ich bin guter Dinge, dass die Beschreibung genauso hilfreich ist.

Hardfacts für eilige Leser

Rahmendaten: Der Römerstein lockt mit 50 bis zu 20 Meter hohen Routen in den Schwierigkeiten von 3 bis 9-, die sich auf sechs Felsen verteilen und in jeder Himmelsrichtung etwas zu bieten haben. Der Fels ist sehr kompakt und erfreut uns Kletterer in den gemäßigten Graden mit einer Vielzahl an Löchern.

Kletterführer: Harz Rocks 2 – Kletterführer Harz und Vorland von Axel Hake, erschienen bei Geoquest. Beinhaltet auch viele interessante Klettergebiete in der Nähe des Römersteins. Hier sind beide Parkplätze beschrieben, aber:

51.5854269N, 10.5223206E

Die folgenden Anfahrts- und Zustiegsbeschreibungen sind der Seite der IG Klettern entnommen. Es lohnt sich immer, zu schauen, ob aktuellere Informationen vorhanden sind.

Anfahrt: Von Norden / Westen von der A7 Ausfahrt Seesen über die B243 und B27 in Richtung Bad Lauterberg, weiter die B243 Richtung Nordhausen, Ausfahrt Bad Sachsa. Nach 300 Metern beim Abzweig nach Steina parken.

ÖPNV: Bahnhof Scharzfeld-Barbis. Bus Linie 471 nach Bad Sachsa bis Steina Grundweg.

Zustieg: Feldweg von der L604 nach Süden, nach 600 Metern links über den Bach Steina, rechts weiter, unter der Bahnlinie durch, nach 300 Metern rechts zum Wäldchen mit den sichtbaren Felsen. Man erreicht zuerst den Hüttenblock, danach den Hauptfelsen. 15 Minuten.

Absicherung: In den Wänden stecken viele Bohrhaken, die einen soliden Eindruck machen. Ein Satz Klemmkeile und ein paar Friends schaden aber sicher nicht.

Deutschland-Klettern-am-Roemerstein-Maike-Brixendorf-an-der-Westseite

Ähnliche Beiträge