Klettern am Kanstein – Pfingstkante (5a)
Das Klettern der Pfingstkante am Kanstein ist ein Genuß – anscheinend nicht nur für uns Kletterer.
Pfingstkante – eine Route mit Gefühl
Oh, da sind wieder Menschen. Und sie sehen aus wie Kletterer! Schnell versuche ich, mich etwas in den Wind zu lehnen, damit der Staub und das Laub weggepustet werden. Ich bin nicht allein im Wald und wir wollen alle beachtet werden.
Doch irgendwie weiß ich, dass ich etwas Besonderes bin. Immer mehr Menschen bewundern mich, klettern mit einem Lächeln an mir hoch. Ich glaube, das hängt mit Rouven zusammen. Seit vielen Jahren taucht er treu nicht nur mit seiner Kletterausrüstung, sondern auch mit seiner Kamera auf: Er setzt mich ins beste Licht, bringt Freunde mit und manchmal blitzt er mich sogar an. Ihn versuche ich, vor dem Wind zu schützen. Ich blicke nach Norden und die Sonne verirrt sich nur selten zu mir und da werden die Menschen unleidlich, wenn sie im Schatten UND im Wind stehen.
Dann werde ich ganz still und so wird meine kühle, griffige Oberfläche zum Klettern attraktiv. Leider auch für Spinnen, die kitzeln, wenn sie sich an mir hochbewegen. Doch die Kletterer schubsen sie sanft weg oder holen eine Bürste heraus, um mich noch schöner zu machen. Das fühlt sich richtig gut an. Ganz warm wird mir dann, ich mag diese Menschen. Ich glaube fest, sie wollen, dass es mir gutgeht, so dass sie mich noch oft besuchen können.
Da verzeihe ich es ihnen auch, dass sie mir Haken in die oberste Felsschicht gehauen haben – es hat auch nur ein klitzekleines bisschen weh getan. Und die Keile und Bandschlingen, mit denen die Kletterer mich verzieren, stören mich gar nicht. Eigentlich finde ich sogar, dass sie mich zieren. Aber die werden immer wieder mitgenommen, um für neue Platz zu machen.
Manchmal kann ich auch ein Blick auf ein Bild erhaschen: ein Foto von mir in einem Buch, dass die Menschen mitbringen. Danke Rouven!
„Die Pfingstkante hat drei Sterne!“ Das höre ich die Menschen oft sagen, bevor sie mich durch ihre Berührung glücklich machen. Und nach dem Klettern: „Die Pfingstkante ist nicht nur an Pfingsten ein Genuss!“

Fotos: Header: www.rourk.de, @rourk-photo, im Beitrag: @fringson